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Wie kommt ein Streit über Kinder zum Gericht?

Wenn in einem großen Streit Eltern keine Lösung finden, gehen sie zum Gericht und bitten einen Richter, für sie eine Entscheidung zu treffen. Wenn es Themen sind, die die Familie betreffen, z.B. euch, nennt man das Familiengericht.

Man unterscheidet dabei zwei sehr verschiedene Arten von Streitigkeiten beim Gericht:

  1. Bei Mama und Papa geht es euch nicht gut. Eure Eltern streiten sich sehr, dass sie sich oder sogar euch hauen. Sie trinken vielleicht viel Alkohol oder nehmen Drogen und vergessen es dabei, sich um euch richtig zu kümmern. Oder sie schaffen es nicht mehr, all das zu tun, was eigentlich gesunde Eltern sonst für ihre Kinder tun. Dann kann es sein, dass ein Gericht prüfen muss, ob ihr im Augenblick - oder auch für eine längere Zeit - nicht mehr bei euren Eltern leben könnt oder welche Unterstützung eure Eltern brauchen, um wieder gut für euch zu sorgen. Bei diesem Streit geht es um Kindeswohlgefährdung“.
  2. Eure Eltern haben sich getrennt und ihr lebt entweder bei Mama oder Papa oder auch im Wechselmodell, d.h. ihr verbringt gleichviel Zeit bei Mama und Papa. Es kann passieren, dass sich eure Eltern darüber streiten, bei wem ihr leben sollt oder auch wer die eine oder andere Entscheidung für euch treffen soll, z.B. welche Schule ihr besucht. . Dann streiten sich eure Eltern um das Sorgerecht“. Vielleicht es gibt Streit darum, wann oder wie oft das Elternteil besuchen sollt, bei dem ihr nicht lebt. Hier streiten sich Eltern um das Umgangsrecht“.

Und wer kümmert sich um eure Interessen und dass, was ihr wollt?

Euer Verfahrensbeistand!

Er ist euer Interessenvertreter und unterstützt euch in allem, was das Gerichtsverfahren betrifft. Er meldet sich bei deinen Eltern und wird dich kennen lernen. Er kommt bei dir zuhause vorbei und wird sich mit dir über die Situation unterhalten. Ihm kannst du sagen, wie es dir geht und was du dir in Bezug auf das Gerichtsverfahren wünschst.  Dein Verfahrensbeistand schreibt dann alles auf und schickt es dem Richter oder der Richterin, damit die wissen, welche Vorstellungen du hast.

Die Entscheidungen treffen dann aber später die Erwachsenen gemeinsam mit dem Richter. Du bist ein Kind und brauchst nichts entscheiden!

In der Regel wird euer Verfahrensbeistand auch Gespräche mit Mama und Papa führen. In manchen Fällen spricht er auch mit eurer Erzieherin oder Lehrerin oder anderen Menschen, die euch gut kennen.

Wie geht es beim Familiengericht weiter?

Im Termin bei Gericht treffen sich die Richterin oder der Richter gemeinsam mit Mama und Papa, ihren Anwälten, dem Jugendamt und eurem Verfahrensbeistand. Dort beraten nun die Erwachsenen, wie sie den Streit lösen können. Euer Verfahrensbeistand erklärt euch danach,  wie die Lösung aussieht und bespricht mit euch, wie ihr die Lösung findet. Wenn dir diese Lösung überhaupt nicht gefällt kann sich dein Verfahrensbeistand bei dem nächst höheren Gericht ( Oberlandesgericht) beschweren und die beschäftigen sich dann nochmal mit dem Streit. Auch darüber informiert dich dein Verfahrensbeistand.

In der Regel will der Richter dich auch kennenlernen. Wie das geht liest du unter der Rubrik „Kindesanhörung“.

Und dann ist die Arbeit eures Verfahrensbeistandes zu Ende. Er wird sich dann von euch verabschieden. Solltet ihr dann später nochmal Gesprächsbedarf haben, könnt ihr euch an euer Jugendamt wenden.


 

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© 2023 Berufsverband der Verfahrensbeistände, Ergänzungspfleger und Berufsvormünder für Kinder und Jugendliche -BVEB- e.V.